Revox Studer PR 99 MKII

Von jeher war ich ein HiFi-Freak, ganz besonders von Bandmaschinen. Am Anfang standen Tonbandgeräte von Grundig, Philips und Braun in 4-Spur Technik mit den obligatorischen Geschwindigkeiten von 4,75cm/s und 9,5cm/s, später sogar als Auto-Reverse Tonbandgerät.

Mit 23 kaufte ich mir dann die erste Bandmaschine, eine Akai 2-Spurmaschine mit der maximalen Bandgeschwindigkeit von 19cm/s. Es folgten im Lauf der Jahre weitere Maschinen von Sony, Teac/Tascam, Technics, Tascam , Tandberg (Td20A) und last not least natürlich auch Revox Studer (A77 und B77). Während meiner Ausbildung zum Medientechniker beim NDR und Radio Schleswig-Holstein und späterer Tätigkeit bei Radio Regnitzwelle in Bamberg lernte ich neben den … auch die Revox Studer PR99 MKII kennen. Das war Liebe auf den ersten Blick. Während die PR99 beim RSH eher die Maschine für Grobe war, stand sie bei Radio Regnitzwelle für Musik und Reportage in Betrieb, Ausgerüstet mit den hochwertigen Schmetterlingsköpfen, Bandgeschwindigkeiten von 19cm/s und 38cm/s war sie für mich das non plus Ultra (obwohl es weit bessere Bandmaschinen gibt). Im Studio wird mit offenen Wickeln gearbeitet, was am Anfang sehr gewöhnungsbedürftig war und für einige Pannen sorgte. Wenn der Bobby aus der Mitte fiel, war der Tag erst einmal erledigt da das Band mühsam entwirrt wieder aufgewickelt werden musste. Zu der Zeit legte ich mir selber Musikarchive zusammen, die ich nach dem Ende meiner Tätigkeit behalten konnte.

Zurück in heimischen Gefilden hatte ich eine große Sammlung von Bändern auf 28cm Wickeln, aufgenommen auf 2-Spur Technik mit einer Geschwindigkeit von 38cm/s - aber keine Maschine zum Abspielen. Damals (1991) kostete eine Maschine in dieser Kategorie immer noch 2000 DM oder mehr, zu viel für mich. Ausserdem kamen damals die ersten digitalen Verfahren auf, die mich sehr interessierten.

Jahrelang lagen die Bänder gut klimatisiert gelagert, bis ich dann von einem Freund eine PR99 günstig kaufen konnte. Endlich konnte ich wieder auf meine Bänder zugreifen. Zwar war es eine mühsame Arbeit das Bandmaterial von den offenen Wickeln auf entsprechende 28cm Spulen zu ziehen, aber ich hatte das totale Feeling Musik auch wieder optisch genießen zu können. Musik hören während man zusieht während sich die Bänder drehen - der gleiche Genuß wie Musik hören und zusehen wie sich der Plattenteller dreht. So wird Musik auch zum visuellen Erlebnis.

Neue Bänder nahm ich kaum noch auf, das Bandmaterial war schlichtweg zu teuer. Hatte ich für die ca. 25 Aluminium Leerspulen die ich zum Überspielen der Wickel brauchte schon mehr als 400 DM gebraucht, so gab es immer weniger Hersteller von gutem Bandmaterial, was die Preise natürlich in die Höhe trieb. So kam es zum Entschluß die Maschine und die Bänder zu verkaufen, der Hauptgrund aber waren Hörstürze mit dem teilweisen Verlust des Hörvermögens. Da war die Luft raus. Ich verkaufte damals mein ganzes HiFi-Equipment, bestehend u.a. aus Technics Vor- und Endstufe, Thorens Turntable, JBL-Lautsprecherboxen (Türme) und Behringer Mischpult und Behringer Effektgeräten. Das Ende eines (sehr kostenspieligen) Hobby, aber der Optik oder des must-have Gedanken wegen wollte ich die Geräte nicht mehr behalten.